Sonntag, 17. Juni 2007


Wie eine gerade Kannelur

führt alles vorbei an mir
So wie ich an dir

Samstag, 16. Juni 2007

Die Liebenden


Sich völlig hineintragend, hingebend.
Diesem mächtigen Drängen folgend,
gaben sie sich zusammen, mischten ihre
Seelen und Herzen (wenn es denn je
zwei gewesen sind), gleich aber Diesem
waren sie getrennt.

Ihre Innenwesen standen voreinander,
offen an offen, doch ein jedes
war in seiner Wand aus Körper,
dieser schweren, haltenden.
Konnten nicht zurück in ihre
Ur-ein-heit, nach der strebend sie liebten.

Dann aber bemerkten sie doch,
dass sie hinaussteigen konnten. Hinüber
über die eigenen, klug erdachten Grenzen
und in unendliche Freiheit, in das All-ein
gehen konnten - und taten
ihre ersten Schritte!

Parazentrisches Pathos

Purer Wahnsinn, aus den Fugen deiner Hülle
quellend, sei! Wer kann denn jetzt noch halten,
dich ergießend wie aus tausender Blütenkelche
reiner Geistigkeit, deine unfassbar wirre
bittersüße Einsamkeit?

Großes Sein, verborgen hinter alten, neuen Masken,
drängt empor, füllt sich rasend unter dünner bleicher,
reicher Haut, bezeichnet wie von tausend Arabesken,
welche bedeckt, gebändigt werden muss, dass,
die Urgewalt der Welten, bahnbrechend aus eig`ner Triebigkeit,
nicht zerschmettert - alles,
mich.

März 07

Donnerstag, 14. Juni 2007

Was wär ich...

Was wäre ich,
groß im Dunkel der Welt verloren?
Was wäre ich,
ohne die hellen stern-übergreifenden,
aus der Ferne klingenden Nächte
in denen der Himmel
zusammenzubrechen droht
unter jener schweren Pracht und Lust
des dunklen Lichts, das wie ein Spiegelbild
meiner Liebe aus der weitgewordnen Seele
strömt.
Was wäre ich
ohne das nachtgereifte Dämmern
in dem ein beinah lautloses dröhnendes Flattern
durch den Filter meiner Haut- meiner
Verbindung mit der Welt, mein Außen-Kontakt,
dem Größten - meinen Herzschlag berührt.

Lebens-ton. Tango-farben. Augen-blick.


4.5.2007, in Italien entstanden


Zu deinem Herzen mich hinneigen...


Zu deinem Herzen mich hinneigen.

Deinen Puls unter Haut mit meinen Lippen hören.
Deine geräuschlose Musik im Innersten fühlen.
Mich deinen Gedanken im mondscheinfeuchten Himmel verbinden.

Leise Berührung,
wie Donnergewalt zueinanderbrechend,

aus der innig genährten Luft entnommen...

Montag, 11. Juni 2007

Und wenn wir uns einander zuempfanden

Und wenn wir uns einander zuempfanden
war das ein Fortschritt in die Welt?
Hat uns die Lust, mit der wir uns verstanden,
höher ins Unverstehliche gestellt?
Da bin ich nun. Wo bin ich? Bin ich weiter
nach viel vorläufigem Gefühl


Rainer Maria Rilke, August 1914, München oder IrschenhausenGedichte 1906 bis 1926.(Sammlung der verstreuten und nachgelassenen Gedichte aus den mittleren und späten Jahren.)

Hinhalten will ich mich

Hinhalten will ich mich. Wirke. Geh über
so weit du vermöchtest. Hast du nicht Hirten das Antlitz
größer geordnet, als selbst der Fürstinnen Schoß
unaufhörlicher Könige Herkunft und künftige Kühnheit
formten den krönlichen Ausdruck? Wenn die Galionenin
dem staunenden Holz des stillhaltenden Schnitzwerks
Zübe empfangen des Meerraums, in den sie stumm drängend hinausstehn:
o, wie sollte ein Fühlender nicht, der will, der sich aufreißt,
unnachgiebige Nacht, endlich dir ähnlicher sein.

Rainer Maria Rilke, Januar 1914, ParisDas Inselschiff 8 (1927)